Exkursion der Klassenstufe 10 zum Konzentrationslager Natzweiler-Struthof

Vorbei Fr, 05.07.2024

Exkursion zum KZ Natzweiler-Struthof, Klassenstufe 10

 

Am Freitag, den 05.07.2024 ging es für die Klassenstufe 10 in Begleitung von Frau Blum, Frau Hell und Herrn Godel zum französischen Elsass, nach Natzweiler-Struthof in der Nähe von Straßburg. Die Aussicht war schön, die zweieinhalbstündige Fahrt recht angenehm, aber unser Ausflug ist kein lustiger gewesen. Denn wir besichtigten das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, das eine Todesrate von 40% zu verzeichnen hatte. Struthof besitzt auch eine kleine Gaskammer und direkt neben dem Konzentrationslager befindet sich die Villa eines Straßburger Bankiers, der von den Nationalsozialisten enteignet wurde. In dieser Villa lebte daraufhin der KZ-Kommandant mit seiner Familie. Ist es nicht grotesk und auf sein ganz eigene Weise grausam, dass eine Familie in einem Haus mit Pool und Garten lebte, während sich in Sichtweite ein Konzentrationslager befand und Menschen fürchterlich gefoltert, ausgebeutet, ermordet wurden? Dass die Schönheit und Brutalität, das Familienleben und Kummer durch einen Zaun getrennt wurden?

Unsere Reisebegleiterinnen Frau Hantel und Frau Zuda-Tietjen, die wir auf unserem Weg noch in Deutschland abgeholt hatten, erklärten uns, warum das Lager ausgerechnet dort im Elsass gebaut worden war. Und ehrlich, wenn wir nicht gewusst hätten, wo wir waren, hätten wir den Tag mit lauter Selfies in Erinnerung behalten. Aber unsere Erinnerungen an diesen Ausflug sollten etwas ganz anderes sein…

Die Bedingungen für die Errichtung eines Lagers waren nämlich: Die Möglichkeit zur Zwangsarbeit für die Häftlinge im Granitsteinbruch, strategische Verkehrsbedingungen und ganz besonders empörend: eine schöne Aussicht für die Nazis. Kaum vorstellbar!

Später im Konzentrationslager haben wir uns die verschiedenen Baracken angeschaut. Es befanden sich 13 Baracken im Lager, die von 4 weiteren Gebäuden umgeben waren. Eines von ihnen ist der „Kartoffelkeller, der allerdings für uns als Museum zur Verfügung steht. Ein weiteres wurde als Küche verwendet. Zwischen der Baracke des Krematoriums und des Gefängnisses befindet sich eine Aschengrube, ebenfalls als Andenken, worin sich die Asche der vielen Opfer befindet. Im Gefängnis befinden sich 20 Zellen, in denen die KZ- Häftlinge eingesperrt und verprügelt wurden. Das Krematorium, also der Ort, wo die Menschen verbannt wurden, ist eine der grausamsten Stellen, die wir besichtigt haben.

Und stellt euch vor, für die Nazis waren die letzten Tage im Krematorium - als das Ende des Zweiten Weltkrieges bevorstand - sehr „geschäftig“…

Jeder einzelne Ort, vom Galgen bis hin zum Prügelbock, war bedrückend. Oft wollte man nicht länger hinschauen, drehte sich um, schlenderte den Weg entlang oder schüttelte erbittert den Kopf. Viele von uns drängten dann zu gehen.

Tatsächlich hatten wir uns aber alles noch viel schlimmer vorgestellt. Vielleicht war der Grund dafür, dass wir nun Schwierigkeiten hatten, uns in die Menschen hineinzuversetzen. Und genau daran möchten wir nun anknüpfen, denn wir könnten euch mehr über unsere Eindrücke erzählen, weitererzählen, was uns erzählt wurde, von Grauen, Schrecken und Trauer berichten, ja, wir könnten euch den Anblick der Gaskammern beschreiben, aber reicht das?

Es geht um das Verstehen. Und die Nazizeit zu verstehen, ist fast unmöglich.

Dennoch, wenn wir aus der Geschichte lernen wollen, wenn wir alle als Gesellschaft wollen, dass solch ein schrecklicher Völkermord (gegen irgendjemanden, egal wen!) nicht erneut stattfindet, dann müssen wir zuerst das Geschehene verstehen, sogar analysieren:

Wie kam es dazu? Warum haben die anderen Menschen nichts dagegen unternommen? Was war der Grund, warum eine ganze Bevölkerung dabei mitmachte? Wie haben die Nationalsozialisten es geschafft, die Menschen auf ihre Seite zu ziehen? Und wie versuchen es jetzige Politiker?

Denkt darüber nach. Schaut, ob ihr Parallelen zwischen Jetzt und Früher findet. Denn wir sind jeden Tag aufs Neue ungehalten über die Politik. Einen Ausweg können wir aber finden. Gehirn an. Raus aus dieser „Ist-mir-egal-Starre“ . Wir müssen unsere Rechte kennen, für sie einstehen und wenn es uns nicht passt: Alle gemeinsam vorgehen. In unserer heutigen Situation ist es umso wichtiger, zusammenzuhalten.

Liebe Leserinnen und Leser, eines möchten wir euch noch mitgeben: Kritik und Rassismus sind zwei verschiedene Dinge. Kritik dürfen wir äußern. Die geht nämlich dann an Politiker, an Regierungen, nicht an irgendeine bestimmte Religion!

 

Sarah Becker, Halide Dinc, Aysegül Vuran (10LS)

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